Archiv 2019

Pflanzaktion zum Baum des Jahres

 

Baum des Jahres 2019 ist die Flatterulme. Neben dem Wildapfel ist dies die einzige Gehölzart, die in Schleswig-Holstein auf der "Roten-Liste" der gefährdeten Arten steht und als "gefährdet" eingestuft wird. Im Gegensatz zu Ihren Verwandten, der Berg- und der Feldulme, ist sie realtiv unempfindlich gegen das durch einen Pilz verursachte Ulmensterben. Flatterulmen wachsen bevorzugt auf vom Grundwasser beeinflussten Böden, z. B. in Auwäldern. - Deshalb haben wir nun in lichten Bereichen unserer Auwaldflächen an der Stör im Projektgebiet "Orrigenwisch" 25  junge Flatterulmen gepflanzt. Als Schutz gegen Wild bekamen alle einen Verbiss- und Fegeschutz.

Zum Ende der diesjährigen Landschaftspflegesaison:

Mit kleiner Besetzung, aber trotzdem erfolgreich: Der Landschaftspflegeeinsatz auf unseren zwei Feuchtwiesen im Bereich "Orrigenwisch" konnte bei bestem Wetter durchgeführt werden.

Schon jetzt ist erkennbar, dass das Futterangebot für den Mädesüss-Perlmutterfalter - er bevorzug übrigens violette Blüten - aufgrund der Pflege im nächsten Jahr weiter zu nehmen wird.

Die Landschaftspflegesaison geht weiter: Diesmal im Dosenmoor

 

Im Jahr 2015 begann wir mit dem kleinen aber anspruchsvollen Projekt, eine damals neu angekaufte kleine Feuchtwiese im Randbereich des Dosenmoores in Pflege zu nehmen. Ziel war und ist es, durch die Pflegemahd nach langer Brachephase die Flatterbinse zurück zu drängen und typische Arten der Feuchtwiesen wieder zu fördern, die noch in kleinen Resten auf der Fläche vorhanden waren.

 

Nun war es wieder soweit und mit der Unterstützung des Unabhängigen Kuratoriums Landschaft Schleswig-Holstein e.V. konnten wir die Fläche wieder mähen und dank eines fleissigen Dutzends freiwilliger Helfer anschliessend abräumen.

 

Dabei konnten wir dieses Jahr die gesamte Fläche pflegen und die Fläche gegenüber den Vorjahren damit mehr als verdoppeln! Dies ist u.a. dadurch möglich, dass durch den Nährstoffentzug auf den bereits seit 2015 regelmäßig einmal im Jahr gemähten und abgeräumten Bereich die Aufwuchsmenge (vor allem der Binsen) inzwischen deutlich zurück gegangen ist. Dafür breiten sich u.a. Sumpf-Ziest und Sumpf-Veilchen wieder aus.

 

In der folgenden Bilder-Galerie ein paar "vorher-nachher-Bilder":

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Feuchtwiesenmahd an der Osterau

Zum zweiten Mal wurde dieses Jahr ein Teilbereich unserer Feuchtwiesenbrache an der Osterau gemäht und abgeräumt. Mit Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Segeberg mähen wir seit 2018 einen Teil der seit langem ungenutzten Fläche, um zu sehen ob Sumpfdotterblumen, Kuckucks-Lichtnelken und andere Feuchtwiesenarten hier wieder eine Chance bekommen können. Bereits in diesem Frühjahr, nach der ersten Mahd im vergangenen Jahr, gab es dafür die ersten ermutigenden Anzeichen: Jungpflanzen der Sumpfdotterblume konnten in der Nachbarschaft der letzten alten Exemplare gefunden werden - und erste Kuckuckslichtnelken blühten auch bereits wieder! Die Mahd erfolgte in diesem Fall wieder durch einen Lohnunternehmer und bei der Abfuhr des Mahdgutes half uns wieder ein Landwirt aus dem Nachbarort.

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Rekordsaison für Störche um Neumünster

57 Jungstörche zählt der NABU im Bereich Mittelholstein

 

Von den gegenwärtig um Neumünster nistenden 19 Weissstorchpaaren haben allein 18 Paare erfolgreich gebrütet. Dieses sehr positive Ergebnis stellte der Storchenbeauftragte und Ehrenvorsitzende Peter Hildebrandt bei seinen Kontrollen in dem gleichbleibenden Beobachtungsgebiet um Neumünster fest. Doch noch bemerkenswerter ist der grandiose Bruterfolg mit 57 Jungstörchen in Mittelholstein in diesem Jahr. Im vergangenen Jahr verließen 39 und 2017 nur 23 Jungtiere ihren Horst. Nur im Jahr 1978 wurde das Rekordergebnis mit 58 Sprößlingen, allerdings von 22 Horstpaaren, um ein Jungtier übertroffen.

 

In diesem Jahr verlief die Brutsaison laut Hildebrandt sehr optimal. Die frühe Besetzung der Horste und die damit verbundene gute Brutkondition sowie das angenehme Frühjahrswetter begünstigten den Bruterfolg. Zerstörerische Storchenkämpfe fanden zum Glück nicht statt. Ausschlaggebend war vermutlich jedoch das reichliche Mäusevorkommen. Durch das gute Nahrungsangebot kam es erstmals zu sechs Vierlingsgeburten und zehn Horste mit Drillingen. Über Vierlinge freut man sich in Loop, Brammer, Meezen, Bad Bramstedt, Bad Bramstedt-Bissenmoor und Weddelbrook. Drillige werden in Neumünster-Einfeld, Bönebüttel, Krogaspe, Gnutz, Langwedel, Ellerdorf, Armstedt, Großenaspe, Bimöhlen-Weide und Hitzhusen flügge. Zwei junge Stelzvögel wachsen in Bimöhlen heran. Nur einmal Nachwuchs gibt es in Bargstedt.

 

Bedauerlicherweise sind die früher so zuverlässig besetzten Horste in Großkummerfeld, Großharrie und Dätgen seit einigen Jahren verwaist.

Orchideenwiesenmahd im Eidertal - Rekordbeteiligung beim ersten Landschaftspflegeeinsatz der NABU-Gruppe Neumünster e.V. in dieser Saison!

 

Bei dem gemeinsam mit dem Verein Naturpark Westensee-Obere Eider e. V. und der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein seit 2012 jährlich durchgeführten ehrenamtlichen Arbeitseinsatz nahmen dieses Jahr 24 Personen teil. Da war die Arbeit so schnell wie noch nie erledigt - und es blieb anschließend genügend Zeit für nette Gespräche bei Kaffee und Kuchen.

 

Die Fläche hat sich inzwischen so toll entwickelt, dass das Mahdgut dieses Mal abgeholt wurde, um eine andere Feuchtwiese mit den darin enthaltenen Samen zu beimpfen.

 

Sie fliegen wieder ...

 

... die Mädesüss-Perlmutterfalter auf unserer Feuchtwiese an der Stör. Die behutsamen Pflegemassnahmen des letzten Jahres (Teilflächenmahd von Hand) haben bereits zu einer Verbesserung des Nahrungsangebotes für die erwachsenen Falter geführt: Die Zahl blühender Sumpf-Kratzdisteln hat sich deutlich erhöht und die Falter, die violette Blüten bevorzugen, sind häufig an ihnen zu beobachten. Für die Raupen gibt es weiterhin ungestörte Bestände des Mädesüsses in den Brachebereichen.

Suchbild: Wie viele Mädesüss-Perlmutterfalter (hier allerdings auf Himbeere sitzend) sind auf diesem Bild? (Klicken zum Vergrössern). Foto: T. Schmidt
Suchbild: Wie viele Mädesüss-Perlmutterfalter (hier allerdings auf Himbeere sitzend) sind auf diesem Bild? (Klicken zum Vergrössern). Foto: T. Schmidt

Frühjahrsimpressionen - Fortsetzung

Und noch ein paar Bildimpressionen, diesmal von der von uns gemeinsam mit der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und dem Verein Naturpark Westensee-Obere Eider seit 2012 in "Handarbeit" gepflegten Feuchtwiese im Eidertal bei Reesdorf. Die Fläche wird immer noch von Jahr zu Jahr besser, d. h. bunter. Dabei hat das Pink der Kuckucks-Lichtnelken (im Hintergrund) noch nicht einmal sein Maximum erreicht. Dafür blühen jetzt geschätzt 300 Exemplare des Breitblättrigen Knabenkrautes (im Vordergrund). Angefangen hat es bei der Aufnahme der ehrenamtlichen Pflegemahd im Jahr 2012 mit 3 (!) letzten Exemplaren. Aber auch vielen weiteren Arten wie Sumpfdotterblumen, Sumpf-Hornklee, Wald-Engelwurz, Bach-Nelkenwurz, Großer Klappertopf, Kriechender Günsel, Wiesen-Platterbse, Vogel-Wicke, Wasserminze, Wiesen-Schaumkraut und noch einigen mehr bekommt die jährliche Mahd sichtbar gut! Schon mal vormerken: Dieses Jahr ist es am 20. Juli wieder soweit!

Frühjahrsimpressionen: "Orrigenwisch"

 

Man kommt sich ein bischen vor wie am Amazonas - in unseren Auwaldbereichen im Bereich Orrigenwisch an der Stör. Hier ein paar frische Frühjahrsimpressionen von der letzten "Expedition" in die teilweise kaum betretbaren Bereiche; ein kleines Stück ursprünglich anmutender Wildnis. Zum Vergrößern bitte Bilder anklicken.

"Wir machen Neumünster sauber" - Auch im Dosenmoor !

Foto: H. Nickel
Foto: H. Nickel

Am 31.3. findet zum zweiten Mal die Aktion "Wir machen Neumünster sauber" statt. Die Vereine Infozentrum Dosenmoor e.V. und die NABU-Gruppe Neumünster e.V. rufen im Rahmen dieser Aktion zum Müllsammeln entlang der Wanderwege im Naturschutzgebiet Dosenmoor auf. Denn leider gibt es Zeitgenossen, die bei einem Spaziergang ihren Müll sogar im Naturschutzgebiet achtlos wegwerfen - oder für die der korrekte Umgang mit vollen Hundekot-Beuteln offenbar zu schwierig ist (Die Plastikbeutel sind nicht dazu da, um sie gefüllt mit Hundekot in die Landschaft zu werfen...!). Los geht es am Sonntag, 31.3., um 11:00 Uhr am Info-Zentrum Dosenmoor (Am Moor 99). Handschuhe nicht vergessen!

Das Frühjahr kann kommen!

 

... jedenfalls für Laubfrosch und Kammmolch auf unserer Pachtfläche am Fledermauswald: Den im Herbst angelegten neuen Amphibienteichen ist der Regen der letzten zwei Wochen sehr gut bekommen! Bei den aktuell für die nächsten Tage vorher gesagten wärmeren Temperaturen sollte die Laichzeit zumindest von Grasfrosch und Erdkröte bald beginnen. Die Laubfrösche werden wohl noch ca. einen Monat auf sich warten lassen.

Zusätzlicher Termin!

Wie im letzten Jahr möchte die NABU-Gruppe Neumünster in Boostedt die Amphibienretter am Waldweg unterstützen. 2017 wurde hier erstmals während des Frühjahrs ein "Krötenzaun" aufgebaut. Jeweils über 800 Amphibien, hauptsächlich Erdkröten, konnten so 2017 und 2018 sicher über die Straße zu ihrem Hochzeitsgewässer gebracht werden. Deshalb soll am Samstag, 23. März, ab 14:00 Uhr im Waldweg in Boostedt wieder der Amphibienzaun aufgebaut werden. Dafür suchen wir tatkräftige Helfer!

NABU-Hummel-Workshop in der Zooschule

 

 Hummeln - Jeder kennt die sympathischen gemütlich-dicken Blütenbesucher im bunten Pelz. Doch wie leben Hummeln eigentlich? Was haben sie mit der Honigbiene zu tun? Welche Hummelarten gibt es, wie unterscheiden sie sich und welche kann man im heimischen Umfeld erwarten? Welche Blumen sind besonders für Hummeln geeignet? Zu diesem Thema veranstaltete die NABU-Gruppe Neumünster e. V. einen kleinen Workshop.

 

Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf der Praxis: Den Teilnehmern wurde die Gelegenheit geboten, unter fachkundiger Beratung und Hilfestellung einen Hummelnistkasten selber zu bauen. Hummelnistkästen stoppen zwar nicht das weltweite Insektensterben, das auch die Hummeln trifft, bieten aber eine hervorragende Gelegenheit zur Beobachtung der Lebensweise dieser Staaten-bildenden Wildbienen und ermöglichen so Naturerlebnisse vor der eigenen Haus- bzw. Balkontür. Dadurch soll Interesse und Verständnis für eine besonders sympathische Gruppe der Insekten geweckt werden.

 

Als Schutz gegen einen Befall der Nester durch Wachsmotten, die Waben und Brut der Hummeln zerstören, erhielt jeder Hummelnistkasten eine sogenannte „Hummelklappe“. Diese am Einflugloch angebrachte Klappe kann von den ein- und ausfliegenden Hummeln geöffnet werde, nicht jedoch von den schwächeren Wachsmotten. Diesen ist dadurch der Zugang zum Hummelnest nicht möglich.

 

Wir danken für die Unterstützung der Veranstaltung durch den Tierpark Neumünster, der uns die Räumlichkeiten der Zooschule kostenlos zur Verfügung stellte, und durch den Hagebaumarkt Wigger in der Boostedter Straße, der uns das hochwertige Baumaterial für die Hummelnistkästen spendete!

 

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Baumfällungen der Stadt im Bereich Rendsburger Straße

 

Im Bereich zwischen den Bahngleisen und den Gewerbeflächen an der Rendsburger Straße sorgte offenbar eine schwere Stadt-interne Kommunikationspanne für die Rodung eines größeren Gehölzbestandes mit mehreren alten Eichen.

 

Dass ein ursprünglich dem Rückschnitt von Brombeeren und einigen Sträuchern dienender Auftrag an das TBZ sich so verselbstständigt, dass er in der Beseitigung eines großen und bisher das Ortsbild prägenden Gehölzbestandes mit mehreren stärkeren Alteichen endet, ist ein nicht nachvollziehbares Desaster. Der Vorgang ist umso tragischer, als dass der Verlust dieses alten und gesunden Baumbestandes damit völlig unnötig, nur „aus Versehen“, geschah.

 

Wir fordern, dass die Stadt bei der Aufklärung des Vorganges und bezüglich des zwingend aus dem Eingriff entstehenden Ausgleichserfordernisses genauso konsequent vorgeht wie bei den vergleichbaren Vorgängen in der jüngsten Vergangenheit. So reiht sich die Fällaktion im Bereich der Rendsburger Straße ein in die ebenfalls ungenehmigten Fällaktionen der Wobau an der Lötzener Straße im letzten Jahr und eine jüngst auf einer Privatfläche erfolgte Waldrodung im Bereich Rügenstraße.

 

Der Ausgleich sollte in diesem Fall nicht nur als Ersatzpflanzung am ursprünglichen Standort, sondern darüber hinaus auf zusätzlichen weiteren Flächen erfolgen, um eine transparente Trennung zwischen dem Ausgleich und den ohnehin im Zuge der Entwicklung der Messeachse in Planung befindlichen Maßnahmen zu ermöglichen.

 

Anmerkung zu den aktuellen Presseberichten über den Vorgang: Bei den dort erwähnten 11 Bäumen handelt es sich lediglich um die Anzahl der Eichen - in dieser Summe unberücksichtigt bleiben die großen, mehrstämmigen Weidengebüsche, die den Unterwuchs des Gehölzbestandes bildeten. Insgesamt muss von der Rodung von ca. 50 Gehölzen ausgegangen werden.

Dosenmoor und Einfelder See - bald von Windkraft umzingelt?

 

Der Ausbau erneuerbarer Energien und die Abkehr vom Atomstrom sind unverzichtbar - doch gerade der Ausbau der Windkraft muss aufgrund möglicher negativer Wirkungen auf Mensch, Landschaftsbild und durch Kollision mit den Rotoren besonders gefährdete Großvögel mit Augenmaß erfolgen. Vor diesem Hintergrund bahnt sich eine Besorgnis erregende Entwicklung im Umfeld des Einfelder Sees und des Dosenmoores an. Diesen für Natur und Naherholung besonders wertvollen Bereich im Norden Neumünsters droht nach den vorliegenden Entwürfen zur Regionalplanung die Umzingelung durch Windparks.

 

Die folgende Karte zeigt die Lage der in Planung befindlichen Vorranggebiete für Windkraft. Die Markierungen beziehen sich auf den ungefähren Mittelpunkt des jeweiligen Gebietes. Die Benennung der Fläche, auf die im folgenden Text Bezug genommen wird, erhalten Sie durch Anklicken der Markierung. Zur genauen Lage und Größe der Flächen finden Sie hier Informationen.

Bezüglich der sechs geplanten Vorranggebiete PR2_RDE_114, PR2_RDE_106, PR2_RDE_130, PR2_RDE_118, PR2_PLO_302 und PR2_PLO_303 ergäbe sich für das Naturschutz- und FFH-Gebiet Dosenmoor eine starke kumulative Wirkung. Das derzeit durch eine fast völlig freie Horizontlinie gekennzeichnete Gebiet wäre geradezu von Windparks umzingelt. Die Errichtung von WKAs in den geplanten Vorranggebieten würde somit zu einer gravierenden Beeinträchtigung des Landschaftsbildes führen, bei dem die für Schleswig-Holstein einzigartige Erlebbarkeit des Charakters eines aufgewölbten Hochmoores vom atlantischen Typ erheblich gestört würde.

 

Das Dosenmoor ist zudem ein Schwerpunktbereich im Schutzgebiets- und Biotopverbundsystem mit landesweiter Bedeutung. Bei der drohenden „Umzingelung“ mit Windparks ist von einer Entwertung der Verbundfunktion für die Avifauna und damit für diese Artengruppe von einer Isolierung des Dosenmoores vom Biotopverbund auszugehen. Dies droht die über Jahrzehnte im Rahmen der erfolgreichen Moorrenaturierung errungenen bedeutenden Erfolge für die Avifauna (s. u.) zunichte zu machen.

 

Bezüglich der Vorranggebiete PR2_RDE_114 und PR2_PLO_303 ist weiter anzumerken, dass sich im NSG/FFH-Gebiet Dosenmoor ein anerkannter Sammel- und Übernachtungsplatz von bis zu 200 Kranichen befindet. Je nach Witterung werden als Schlafplätze nasse Moorbereiche in den ausgedehnten ehemals industriell abgetorften Bereichen im Südteil des Moores und nasse Erlenbruchbereiche am Nordrand des Moores aufgesucht. In diesen Bereichen sind zudem Brutplätze belegt (Daten aus der Ornithologischen Betreuung des Gebietes durch die lokale NABU-Gruppe; entsprechende Jahresberichte liegen der UNB Neumünster vor). Für die einzuhaltenden Mindestabstände zu den Schlaf- bzw. Brutplätzen ist zu fordern, dass nicht die Mittelpunktskoordinate des Moorgebietes, sondern der reale Aufenthaltsort im Gebiet für die Abstandsfindung berücksichtigt wird. Das Vorranggebiet PR2_RDE_114 unterschreitet den geforderten Abstand von 3.000 m um rund 600 m (gesamter Bereich östlich der K71), das Vorranggebiet PR2_PLO_303 unterschreitet den Abstand um 700 m.

 

Zusätzlich zu den genannten Kranichschlafplätzen sind weitere Vorkommen von Großvögeln betroffen: Im Umfeld der Vorranggebiete PR2_RDE_114, PR2_RDE_130 und PR2_RDE_303 befinden sich vier jährlich besetzte Horststandorte des Weißstorches (Großharrie, Neumünster-Einfeld, Loop, Krogaspe). Die Vorrangflächen lägen jeweils außerhalb des 1.000 m-Radius um diese Horste, jedoch ist durch die überdurchschnittlich hohe Dichte an erfolgreich brütenden Weißstorch-Brutpaaren im Gebiet, die zur Nahrungssuche u. a. die Aalbekwiesen und das Dosenmoor regelmäßig aufsuchen, von einem insgesamt deutlich erhöhten Kollisions- und Tötungsrisiko auszugehen. Die Entwicklung der Weißstorchbestände wird seit 1975 intensiv durch die NABU-Gruppe Neumünster dokumentiert, so dass bei einer Realisierung und Nutzung der für den Weißstorch als kritischen genannten Vorrangflächen die Auswirkung auf die betroffenen Weißstorchbrutpaare belegbar sein wird.

 

Die Vorrangfläche PR2_RDE_114 ist zudem besonders kritisch zu bewerten, weil sich im Bereich Westufer Einfelder See – Bordesholmer See seit mehreren Jahren ein Seeadler-Paar aufhält und regelmäßig nicht nur über dem See und seiner Umgebung, sondern auch über dem Dosenmoor und dem Großen Moor auf Jagdflügen gesichtet wird. Derzeit ist kein Horststandort bekannt, doch ist zumindest aufgrund der stetigen Anwesenheit des Paares ein Brutversuch sehr wahrscheinlich. Aufgrund des geschilderten Raumnutzungsverhaltens der beiden Seeadler ginge von der genannten Vorrangfläche bei Realisation und Nutzung von WKAs ein erhebliches Kollisions- und Tötungsrisiko aus.

 

Bezüglich des Vorranggebietes PR2_RDE_114 ist zusätzlich auf das Vorkommen größerer Zahlen (max. bis zu 600) überwinternder Großer Abendsegler im Bereich des benachbarten Bondenholzes hinzuweisen.

 

Das Dosenmoor und der Einfelder See haben für die Bürger der Stadt Neumünster und der Umgebung eine bedeutende Funktion als Naherholungsgebiet – dies wird aus der starken Frequentierung beider Gebiete durch Spaziergänger deutlich. Die Erholungsfunktion durch den Aufenthalt „in der Natur“ würde in beiden Fällen durch die Dominanz der als technische Anlagen wahrgenommenen Windkraftanlagen erheblich beeinträchtigt. Für die Stadt Neumünster und ihr nördliches Umland würde dies eine großflächige Entwertung ihrer naturnahen Naherholungsgebiete bedeuten. Zur Sicherung eben dieser Funktion als Erholungsräume wurde im Bereich des Einfelder Sees auf dem Stadtgebiet von Neumünster das Landschaftsschutzgebiet „Stadtrand Neumünster“ ausgewiesen. Die Errichtung eines Windparks (PR2_RDE_114) unmittelbar an dessen Grenze bedeutet, auch wenn dies nicht im Bereich des eigentlichen LSGs geschieht, durch die bauhöhenbedingte starke Fernwirkung der WKAs eine massive Beeinträchtigung der Schutzziele des LSGs von außen. Die Potentialflächen PR2_RDE_114 und PR2_PLO_303 liegen zudem in charakteristischen Landschaftsräumen (siehe hierzu „Erarbeitung einer fachlichen Grundlage zur Abgrenzung von charakteristischen Landschaftsräumen als Ausschlussflächen für die Windenergienutzung“ (https://www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/L/landesplanung_raumordnung/windeignungsflaechen_ausweisung/Downloads/steckbriefeCharakteristischeLandschaftsraueme.pdf?__blob=publicationFile&v=1).