Artenschutzprojekt Flatterulme

Über 100jährige Flatterulme am Rand des NABU-Waldes "Hölle". Dieser Baum lieferte das Saatgut für unser Ulmenprojekt. Foto: D. Jansen.
Über 100jährige Flatterulme am Rand des NABU-Waldes "Hölle". Dieser Baum lieferte das Saatgut für unser Ulmenprojekt. Foto: D. Jansen.

Warum ein Artenschutzprojekt ?

Die Flatterulme hat die zweifelhafte Ehre zusammen mit dem Wildapfel als einzige Baumart auf der „Roten Liste“ der gefährdeten Pflanzen Schleswig-Holsteins zu stehen.

Sie bevorzugt feuchte bis nasse Böden z. B. in Auwäldern und kann Überflutungen mit einer Dauer von mehr als 100 Tagen aushalten. Diese Standorte sind durch Entwässerungsmaßnahmen jedoch weitgehend verloren gegangen. Hinzu kommt, dass Ulmen heute keine forstwirtschaftliche Bedeutung haben und daher als unerwünschte Konkurrenten profitablerer Holzarten im Wirtschaftwald unterdrückt werden. Die letzten größeren Bestände existieren häufig in extensiv genutzten Bauernwäldern.

Da in den beiden Waldgebieten der NABU-Gruppe Neumünster („Hölle“ und „Fledermauswald“) sowohl entsprechende Bodenverhältnisse als auch noch vier alte Flatterulmen vorhanden sind, wurde im Frühsommer 2009 ein kleines Artenschutzprojekt initiiert.

 

Das Projekt

Im Juni 2009 wurde von den alten „Mutterbäumen“ frische Saat gesammelt und sofort in Töpfe ausgesät. Die Saat keimte bereits nach wenigen Tagen und bis zum Herbst wuchsen so rund 50 junge Flatterulmen heran. Diese wurden im November 2009 auf dem jährlichen Arbeitseinsatz in der „Hölle“ ausgepflanzt. Da Flatterulmen gerne vom Wild verbissen werden, wurde jede Jungulme mit einem Verbissschutz versehen.

Aufgrund der guten Entwicklung der Jungbäume haben wir im November 2018 weitere junge Flatterulmen gepflanzt. Dazu nutzen wir Lichtungen im Waldbestand, die durch das Absterben von Eschen durch das Eschensterben (eine Pilzerkrankung) und/oder Windwurf entstanden sind.

 

Ulmen pflanzen trotz „Ulmensterben“?

Seit den 1960er Jahren grassiert das sog. „Ulmensterben“ in Mitteleuropa. Dabei handelt es sich um eine Pilzerkrankung, die durch eine Pflanzensaft saugende Käferart, den Ulmensplintkäfer, unabsichtlich übertragen wird. Der Pilz verstopft die Wasserleitungsbahnen im Stamm der Ulmen, so dass sie trotz eigentlich ausreichender Wasserversorgung der Wurzel vertrocknen. Berg- und Feldulme sind besonders anfällig und in vielen Regionen gibt es inzwischen keine alten Exemplare dieser Bäume mehr. Aufgrund anderer Rindeneigenschaften wird die Flatterulme weniger gern von dem Ulmensplintkäfer aufgesucht, das Risiko einer Infektion ist daher geringer. Findet trotzdem eine Infektion mit dem Pilz statt, überstehen Flatterulmen dies besser als Berg- und Feldulmen. Daher macht das Pflanzen junger Flatterulmen zur Erhaltung der Art trotz des Ulmensterbens Sinn.